Endlich, endlich melde ich mich mal wieder. Es ging in den letzten Monaten drunter und drüber. Nicht nur, dass ich häufiger beim Tierarzt war, nein, ich hab erst mal aufgeräumt im Leben und das, obwohl einige nicht einverstanden waren. Bisher lief es gut, bis kurz vor Arbeitsverhältnisende mich eine Coronainfektion flach gelegt hat, obwohl es für mich wie eine normale Erkältung angefühlt hat. Nun, in Quarantäne habe ich viel Zeit verbracht, Potcasts zu hören und, ach du meine güte, lief mir eine Folge über den Weg, bei der es um Sepsis, also Blutvergiftung ging.
Auch bei den Wellensittichen hat sich viel getan. Nach der Berlinreise ist Mari entflogen und wie der Zufall es so will kam nicht einer, nein, gleich zwei gefiederte hinzu, was mich doch sehr überraschte. Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, wenn Mari wieder aufgetaucht wäre, aber es ist viel zu lange her, dass er entflogen ist und nun kann ich im Grunde damit rechnen, dass er ins Hirseland flog.
Die beiden Neuankömmlinge sind Skinny und Zorro, zwei Männchen. Skinny ist eher Menschenbezogen, während Zorro eher der Typ ist, der lieber mit Artgenossen abhängt. Beide kamen erst einmal mit Milben ums Eck, was anfangs nicht gerade schön war, weil es ihnen fürchterlich juckte und beide, weiß der Geier, wie sie das geschafft haben, die Näpfe leerräumten. Kaum von der Arbeit gekommen, fragte ich mich jedes Mal wie sie das schafften. Wie der Zufall es so wollte, hatte ich mich krank gemeldet und ich ließ die Zeit nicht ungenutzt. Bis Nachmittag verbrachte ich die Zeit, die beiden zu beobachten, was sie da taten und ja, es war nicht normal. Sie hämmerten auf den Holzstangen, hämmerten im Futter und im Wasser, an den Gitterstäben… So, wenn man das den ganzen Tag hört, wird man irgendwann wahnsinnig!
Juhu, beim Tierarzt angekommen, gab es eine On Spot-Behandlung und ich sollte in 10 Tagen wieder kommen. Die vergingen natürlich wie im Flug und dann war das eine Thema durch.
In der zwischenzeit entwickelte sich Tom zum Sorgenkind. Dadurch, dass er nicht so wirklich fliegen konnte, dachte ich mir erst, dass er vielleicht ein etwas sehr, sehr tollpatschiger Wellensittich ist. Doch es kam ganz anders: Mir sagte ein Betreuer, dass die Schwungfedern fehlen, was mir das Herz in die Hose sinken ließ. Ich wusste sofort, was das bedeuten könnte und schon stand ich mit Tom beim Tierarzt. Ich entschied mich dafür, den Virentest zu machen und musste zwei quälende Wochen warten. Wochen, die mich grübeln ließen und mich fast um den Schlaf brachten. Klein-Heidi griff dann zu einer Lösung, die sie nie trinken würde und die lautete Red Bull. Eigentlich mochte ich das Zeug nicht, aber irgendwie musste ich ja wach bleiben. Umso gestresster ich war, umso besser schmeckte mir die Flüssigkeit. Dann endlich, nachdem ich die Kündigung eingereicht hatte und ich eigentlich hoffte, dass ich einmal eine Glückssträhne haben würde, kam am Donnerstag der Anruf: Der Test war positiv: Circo-Polioma. Ich musste mich erst einmal sammeln und zerbrach mir den Kopf, was man da tun könnte, um den Virus direkt zu bekämpfen, doch ich stand genau vor dem gleichen Ergebnis wie die Tierärzte. In Ausnahmefällen können Papageienvögel das Virus bekämpfen, doch an sich werden sie immer Träger bleiben. Wie auch immer, ich hatte so gehofft, irgendein Mittel zu finden, was das Virus lahm legen würde, denn nur Symptome behandeln wollte ich nicht. Doch jetzt wird mir nichts anderes übrig bleiben und das ist das Traurige daran.
Ich kann froh sein, dass Tom kein Nestling mehr ist und er die Chance hat, so weit es geht, ein normales Wellensittichleben zu führen. Er wird nicht so alt wie es üblich wäre, aber ich gestalte ihm die Zeit so angenehm wie möglich. Jetzt besteht meine Aufgabe daran, ihm Kletterhilfen zu bauen, damit er auch mal in den Käfig findet und nicht ziellos auf dem Boden herumirrt. Ich fand ihn in fast jeder Ritze, aber das hinderte ihn natürlich nicht, es mit dem Fliegen immer wieder zu probieren. Auch freu ich mich auf den Frühling, wenn die nächste Mauser wieder kommt, denn da können endlich die Schwungfedern nachwachsen. Dann habe ich einen sehr flugwütigen Vogel, der es immer wieder probieren wird, mit durch die Bude zu fetzebn, als gäb’s kein Morgen mehr.
Seitdem ist einiges an Zeit vergangen, seitdem ich den Eintrag am 16.11.2022 schrieb. Weihnachten habe ich gut ums Eck gebracht, ebenso wie Neujahr und so gut wie den Januar.
Immer wieder kämpfte ich mit mir selbst und einigen Vorwürfen, doch die Probleme mit Tom rissen nicht ab. Aktuell bin ich gerade dabei, eine Megabakterien-Infektion zu behandeln, aber das würde hier jetzt im gleichen Eintrag den Rahmen sprengen. Momentan fühle ich mich hilflos, aber jetzt um einiges an Erfahrung reicher, denn jetzt traue ich mir zu, dem Vogel das Medi in den Schnabel zu geben. Allerdings geht es mit sehr viel Geschimpfe von statten, aber es funktioniert. Ich weiß, wo mein Fehler lag und ich weiß jetzt auch, dass ich mir Hilfe holen kann und darf. Wenn es etwas gibt, was mir am Herzen liegt, sind es immer noch die gefiederten Freunde.
Ich bin auch froh, dass ich auch den ersten Schock seit der Diagnose verdaut habe und da meine ich leider die Circo-Polioma-Infektion, auch französische Mauser genannt.
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