Wie ich zu meinen Wellensittichen kam

Jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr ich Tiere liebe. Da war der Wunsch, ein eigenes Haustier zu haben nicht weit und so entschloss ich mich, irgendwann den Traum zu erfüllen. Meine Eltern hatten zwar einen Hund, aber ich hatte andere Moralvorstellung, was es bedeutet, ein Haustier zu haben. Es bedeutet nicht nur Arbeit und Dreck, sondern es bedeutet auch, einen Begleiter zu haben, der einen ein Stück des Lebensweges begleitet.

Trotz oder gerade wegen der Erblindung, die durch Verkettung unglücklicher Umstände geschah, wollte ich nicht wie die anderen typischen sein, die die gleiche Behinderung haben. Von klein auf war ich in gewisser Weise an Tiere gewöhnt, da ich auch immer wieder den Kontakt suchte.

Im Internat hatten wir einen sehr tierlieben Gärtner, der immer wieder Tiere brachte, die er hielt. sSo lernte ich schnell, dass es auch Hühnern weh tun kann, wenn man ihnen an den Schwanzfedern zieht und ich habe es gehasst, wenn man mir an den Haaren zog. Damals, wo ich fünf war, hatte ich schulterlange Haare, war sehr dünn und quirlig obendrein. Schon damals wollte ich wie Wendy sein und irgendwann reiten können, auf einem Pferdehof aufwachsen und jede menge Tiere um mich. Doch leider kann man sich die Familie nicht aussuchen und so musste ich mit dem leben, was ich hatte.

Erst, als ich die Schule inklusive Ausbildung verlassen hatte, bekam ich zum Geburtstag Kaninchen und ich hatte tatsächlich meine Freude mit den Kuschelöhrchen. Doch wie der Zufall es so will, musste ich sie weggeben, zu viele Marder unterwegs und da Marder nun mal geschützt sind, musste eine Lösung her. So war ich wieder haustierlos.

Früher oder später stand der Umzug in die eigenen vier Wnde an und ich verspürte den Wunsch stärker dennje, mir Haustiere zu holen. Viele kamen nicht in Frage, weil das Thema Platz ein Problem war und an Reptilien trau ich mich nicht ran.

So fiel dann die Entscheidung. Es sollten Vögel werden, also überlegte ich. Ursprünglich wollte ich Ziegensittiche, doch die Voliere hätte meine 30 qm Bude komplett in Beschlag genommen, oder ich hätte noch eine zweite Wohnung anmieten müssen, was wesentlich teurer gekommen wäre. Unterm Strich: Es wurden Wellensittiche.

Ich verbrachte Tage damit, Artikel durchzulesen, Videos anzuschauen und dann auch noch mich damit zu beschäftigen, was selbstverständlich sein sollte, was so Sittiche brauchen. Grundlegendes wusste ich, aber irgendwie fehlte mir etwas an Info.

Dann, am 5. November 2017 war es so weit: Ich fuhr in den Zoohandel und suchte mir die ersten Sittiche aus. Diesen Tag kann ich mir bis heute merken, weil im Haus an demselben Tag eine Person gestorben war. Also stand ich vor dem riesigen, riesigen Käfig und dachte so bei mir: Wie nah liegen Leben und Tot bitte beieinander?

einen Favouriten hatte ich schon, besser gesagt mein damaliger Partner hatte ihn ausgesucht: Ein blauweißer Wellensittich. Ich überlegte noch, welchen ich dazunehmen sollte und so gesellte sich noch ein Grüner dazu. Dabei achte ich darauf, dass sich die Tiere gut verstehen.

Also wurde alles, was an Zubehör gebraucht wurde in den Einkaufswagen gepackt und am Schluss die beiden Sittiche rausgefangen. Ich hatte die Schachteln mit den beiden Sittichen drin und versuchte, beruhigend auf sie einzureden, dass nichts passiert und dass sie ein für-immer zu Hause bekommen, was auch so war.

Die Namen hatte ich mir schon vorher überlegt gehabt. Der Blaue war Jack und der Grüne Bailer.

Ich brauchte Hilfe beim Aufbau vom Käfig und befüllte ihn mit Vogelsand, füllte Wasser und etwas zu Fressen in die Futternäpfe.

Nebenbei organisierte ich, dass ich noch eine Woche frei bekam, sodass ich mich an die Sittiche gewöhnen konnte und sie an mich. Schließlich sollen sie wissen, dass ich der Ansprechpartner bin und nicht die Yuccapalme. Außerdem wollte ich mich noch nach einem guten Haustierarzt umschauen, den ich auch schließlich fand. Mir war auch wichtig, dass ich im Notfall, falls mal jemand krank werden sollte,an jemanden wenden kann.

Ich bekam schnell einen Termin und so packte ich dann an dem Tag, wo ich den Termin hatte, die Gefiederten ein und kam viel zu früh an. Meine güte war ich aufgeregt und ich erlebte Sachen, die so komisch waren, dass man glatt ein Comic hätte zeichnen können.

Ich saß im Wartezimmer und musste warten. Meine Piepser total verängstigt, nicht wissend, was auf sie zukommen würde. Ich wusste nicht, wie ein Tierarztbesuch abläuft, schließlich hatte ich sowas nur im Fernsehen gesehen. Doch die Überraschung, die ich erleben durfte, brachte ein Graupapagei zustande, der zur damaligen Zeit schon seit drei Wochen da war, weil der Besitzer krank geworden war und sich nicht mehr kümmern konnte. Ob am Ende eine Abgabe oder Beschlagnahmung der Grund war, weiß ich nicht, da es mich auch nichts angeht und unterm Strich er so oder so da gewesen wäre. Jedenfalls hörte ich dem Tier eine Weile zu und das vertraute Pfeifgeräusch kannte ich. Irgendwann brüllte ich aus dem Wartezimmer, warum denn keiner ans Telefon ginge, es klingelt die ganze Zeit. Und wer war’s? Der Graupapagei!

Dann kam ich endlich dran. Ich bekam reichlich Infos, was die Ernährung betraf und gleichzeitig wurden meine beiden Tiere begutachtet. Das Gefieder war in Ordnung. Auch wurden standardmäßig Kropf- und Kotprobe entnommen, um zu prüfen, ob ich nicht doch seltsame Krankheiten eingekauft habe.

Die Ergebnisse für die Klamydien, auch als Papageienkrankheit bekannt, mussten in einem anderen Labor gemacht werden und so konnte ich für’s Erste nach Hause.

Eines mal vorweg: Selbst die Ergebnisse blieben ohne Befund. Ich konnte mich beruhigt in das Abenteuer Wellensittich starten und wusste zugleich, dass Wege mal leichter, mal steiniger werden. Das sollte ich auch in nächster Zeit zu spüren kriegen, denn Jack entwickelte sich zum Sorgenkind.


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